Sommer 2018: Kunst am Werk - ich zeig´ was!
Offene Werkstatt der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Sommerferien in der Kunstwerkstatt. Jugendliche der Kinder- und Jugendpsychiatrie arbeiteten und werkten eine Woche lang bildhauerisch in einer offenen Baustelle in ihrem Innenhof im Trierer Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen Mitte.
Still und konzentriert sind die neun Jugendlichen am Werk. Sie stehen um zwei große Arbeitstische, ein Junge arbeitet auf dem Boden. Zu hören sind alleine Handsägen, Feilen, Hammer und Meißel. Die Konzentration ist vonnöten, denn der Werkstoff Yton hat es in sich. Die großen weißen Blöcke müssen behutsam bearbeitet werden, denn das Material ist spröde und weich zugleich, es verzeiht keine zu grobe Handhabung. „In der Bildhauerei mit Yton schlagen, sägen oder meißeln die Jugendlichen etwas weg, um eine Form zu entwickeln“, erläutert Konzeptkünstler Laas Koehler, der das Ergotherapeutenteam der Kinder- und Jugendpsychiatrie die ganze Woche lang begleitet und unterstützt. „Das ist ein ganz anderes Arbeiten als beispielsweise mit Ton, bei dem Material hinzugefügt werden kann. Hier müssen die Kinder schnell Entscheidungen treffen: Was mache ich, wenn zu viel abgeschlagen worden ist? Wie kann ich Alternativen finden? Wie gehe ich mit Frust um?“
Die Jugendlichen gehen ganz unterschiedlich mit dem Material um. Während ein Mädchen mit Hammer und Meißel ganz temperamentvoll grobe Formen herausschlägt, ist ein Junge dabei, filigrane Muster mit der Feile einzuarbeiten. Allen gemeinsam ist, dass die Jugendlichen ganz für sich arbeiten, es wird wenig geredet, jeder ist ganz bei sich und seinem Werkstück. Die Arbeit selbst sei das Ziel des Projekts, nicht die perfekte Fertigstellung eines Kunstwerks, so Ergotherapeutin Marie Hoffmann-Schulz, die die Werkstatt zusammen mit vier Kollegen betreut. Und dennoch sind am Ende der Woche acht Kunstwerke ausgestellt worden, die zeigen, dass die Kinder mit Elan an ihren Projekten gearbeitet haben. „Unsere Jugendlichen sind immer auch in einer schweren Phase“, so Marie Hoffmann-Schulz. „Ich bin sehr froh, dass sie sich auf die Arbeit eingelassen haben, das ist wirklich ein Geschenk und hilft ihnen, Selbstbewusstsein zu entwickeln oder auch, sich zu präsentieren.“
Die Werke sind so individuell wie die Jugendlichen. Ein kleines feingeschliffenes Herz ist ebenso zu entdecken wir ein martialisches Gesicht einer japanischen Animefigur. Was genau gestaltet wurde, war ganz den jungen Künstlern überlassen. Eine Sanduhr nimmt zum Beispiel das Thema Zeit auf oder eine große Speerspítze symbolisiert Kraft und Stärke. Eine Künstlerin hat sich dagegen entschieden, ihr Werk auszustellen, was ebenfalls möglich war.
„Ich bin in der Woche mehrfach durch die Werkstatt gelaufen und konnte beobachten, wie intensiv die Jugendlichen beschäftigt waren“, berichtet Dr. med. Günther Startmann, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Bei der Vernissage für die Jugendlichen, Angehörigen und Mitarbeiter des Klinikums resümiert er: „Alle Stücke sind sehr ausdrucksstark und schön präsentiert.“ Passend zum Motto der offenen Baustelle stehen die Werke auf Baupaletten und die jungen Menschen können sich daneben mit den Besuchern austauschen.
Die Kunstwerke
Baumkronengesicht
Ein selbstbewusstes Mädchen
Gegenstände
Herz
Blatt
Monotuma
Speerschwert
Teletubby
Würfel